Kumpelhafter Könner
VON NORBERT LAUFER

Ratingen (RP) Wie alte Bekannte grüßte Kiko Pedrozo die Zuhörer im Stadttheater. Dass der Saal nur gut zur Hälfte gefüllt war, tat der Stimmung während der nächsten zwei Stunden allerdings keinen Abbruch. Alle waren überzeugte Fans des in Paraguay geborenen Harfenisten und waren mit seiner bisweilen etwas kumpelhaften Art, die Zuhörer anzusprechen, vollends einverstanden.
Seit 1978 ist Pedrozo in Deutschland zu Hause und hat seither in den verschiedensten Formationen der Folk-, Pop- und Liedermacher-Szene mitgewirkt. Sein durch und durch südamerikanisch gefärbtes Harfenspiel ist dabei unverwechselbar.
Mit seinen reichen Harmonien, charakteristischen Rhythmen und speziellen Spieltechniken zauberte der Harfenist südamerikanisches Flair in den Saal, das durch seine überwiegende Moll-Färbung stets ein wenig melancholisch wirkte – und die Anwesenden wiederum verzauberte. Als Pedrozo dann noch von seinem Spanien-Urlaub erzählte und seine Komposition „Almeria“ spielte, wünschten sich alle Sommer, Sonne und Strand herbei. Drei verschiedene Harfen kamen zum Einsatz: Neben einer elektrischen waren es eine moderne Konzertharfe sowie ein Instrument aus seiner Heimat Paraguay, das wiederum in ganz unmittelbarer Weise Südamerika musikalisch aufleben ließ.
Die elektrische Harfe benötigte natürlich ein wenig Technik, die Pedrozo – gerne etwas zu umständlich – selbst bediente. Die Verstärkung seiner akustischen Harfen tat dem Klang jedoch nicht immer gut. Bisweilen schepperte es arg metallisch, und manche Akzente kamen wie Pistolenschüsse.
Dass Pedrozo mit dem bayerischen Akkordeonspieler Hansi Zeller auftrat, verwunderte nur auf den ersten Blick. Mit ihm hat er auch seine aktuelle CD „caminando“ aufgenommen. Zeller – ganz Volksmusiker, der er ist – konnte sich in Pedrozos Klangwelt hineindenken und –fühlen und unterstrich die Farben und Gefühle der Musik vortrefflich. Beide Musiker arbeiteten wahrlich Hand in Hand, spielten sich die Impulse gegenseitig zu und schienen sich auch menschlich gut zu verstehen – kleine Nickeligkeiten inklusive.
So kam nicht nur Südamerikanisches zu Gehör, sondern auch Musik mit französischem Flair und natürlich – „Da sind wir gnadenlos“, sagte Zeller – sogar Bayerisches. Dies wurde wiederum (gnadenlos!) durch den weltmusikalischen Wolf gedreht. Besonderen Applaus bekam natürlich ein Lied des gebürtigen Ratinger Barden Franz Benton.
Zu wissen, wann es genug ist, gehört auch zu einer guten Dramaturgie. Und so folgte nach einer Komposition Pedrozos über ein verrücktes musikalisches Motiv nur noch ein wunderschönes kubanisches Schlaflied („Duerme, Negrito“) – nicht ohne einige kämpferische Untertöne.